Mantrailing - Interview mit Alex

26.03.2022

Ihr Einsatz konnte bereits mehrere Menschenleben retten

Liebe Alex, erzähle doch mal ein bisschen von dir. Was machst du, wenn du nicht grad versuchst mit deinen Hunden Leben zu retten?

Arbeiten und trainieren! :-)  Ich lebe mit meinem Sohn und meinen beiden Hunden im Weserbergland und arbeite im Büro eines kleinen Handwerksbetriebes. Tatsächlich hab ich außer der Rettungshundearbeit keine große Leidenschaft, ich lese hin und wieder ganz gern mal.

 

Wie bist du denn zur Rettungshundearbeit und zum BRH gekommen?

So wie bestimmt viele andere auch. Ich hatte einen Hund, in meinem Fall einen Beagle, und ich wollte etwas Sinnvolles mit ihr zusammen machen.
So bin ich zum Trailen gekommen. Als sich in meiner Nähe die Gelegenheit ergab, in einer Rettungshundestaffel zu trainieren, habe ich mir das angeschaut und seitdem bin ich im BRH. Das war 2011.

Was genau sind deine Aufgaben im BRH und in deiner Staffel?

Ich bin zurzeit 2.Vorsitzende in meiner Staffel Hannover Region (West) e.V. und unterstütze auch bei der Ausbildung. Für den BRH bin ich im Fachbereich Mantrailing und im Fachbereich Ausbilderzertifizierung tätig.

Was hast du für einen Hund?

Ich habe tatsächlich gleich zwei Schweizer Laufhunde. 2016 zog Iva bei uns ein. Sie ist eine Schwyzer Laufhündin. 2019 verstarb ganz plötzlich mein Beagle und es stellte sich heraus, dass Iva einfach kein Einzelhund sein konnte oder wollte. Somit kam dann Ende 2019 Marlin zu uns, er ist ein Luzerner Laufhund. Sie gehören der gleichen Rasse an, haben nur unterschiedliche Farben.

Wie lange hat die Ausbildung gedauert? Gab es besondere Schwierigkeiten?

Ich habe mit beiden im Welpenalter begonnen zu arbeiten. Iva war mit knapp 4 Jahren „fertig“, also geprüft und einsatzfähig. Marlin ist jetzt etwas über 2,5 Jahre alt und hat vor einem halben Jahr die Vorprüfung (MTB) bestanden. Wenn er sich so weiterentwickelt, strebe ich für Anfang nächsten Jahres auch für ihn die Prüfung zur Einsatzfähigkeit an.

Schwierig war es vor allem bei Iva die richtige Bestätigung zu finden. Die Rasse zeichnet aus, dass sie eben selbständig und ausdauernd Spuren verfolgt. Somit ist das schon selbstbelohnend für sie. Da sie ja aber eben genau einer bestimmten Spur folgen sollen, musste die Bestätigung am Ende bei Iva ganz besonders gut sein. Es hat ein bisschen gedauert, bis sie mir beigebracht hatte, dass sie sich Milchschnitte und Butterkekse wünscht. Nachdem mein Beagle so plötzlich nicht mehr da war, sind Ivas Leistungen ziemlich eingebrochen, sie hatte nur wenig Freude zu arbeiten oder an überhaupt irgendetwas. Das hat sich schlagartig geändert als dann Marlin kam. Er ist hier so die „Frohnatur“, für ihn ist immer alles bunt, Trailen ist immer gut und wenn er dann noch mit Spurlaut durch den Wald trailen kann, ist seine Welt komplett in Ordnung!

Du sagst, Iva ist bereits einsatzfähig. Wie viele Einsätze hattet ihr bisher? Wie gehen die so in der Regel aus?

Iva und ich sind seit August 2020 einsatzfähig und dürfen, nachdem wir die Sichtung bei der Polizei in Niedersachsen gemeistert hatten, auf Anforderung der Polizei in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als MT-Team für die Personensuche in Vermisstenfällen eingesetzt werden. Seitdem sind wir zu vielleicht 70 oder 80 Einsätzen ausgerückt.

Habt ihr auch schonmal gefunden?

Ja, Iva hat bislang zwei Personen lebend auffinden können. Das sind natürlich ganz besondere Momente, die man nicht mehr vergisst, die mich superstolz auf meine Iva gemacht haben, Momente, in denen ich glücklich war, diesen Menschen helfen zu können und die mich in dem, was wir machen bestätigen! In solchen Momenten vergisst man all die Zeit, Ärger, Enttäuschung, Rückschläge...eben die ganze Achterbahnfahrt der Gefühle, die die Ausbildung eines Hundes so mit sich bringen kann. Dann wird einem bewusst, wofür man das eigentlich macht, und solch einen Moment wünsche ich jedem Rettungshundeführer. In einigen Fällen erhält man auch Rückmeldungen, dass die Aussage, die man im Einsatz getroffen hat, schlüssig war wenn die Person dann im Nachgang gefunden wird (Bsp. Spurende am Bahnhof und die Person wurde einige Haltestellen später aufgegriffen). Auch dann freue ich mich sehr, dass mein Hund gut gearbeitet hat und zumindest die richtige Richtung vorgab.

Lassen sich die ganzen nächtlichen Einsätze und das viele Training denn mit deinem Beruf und deinem Privatleben vereinbaren, oder schränkt dich das schon irgendwie ein?

Ich bin tatsächlich eher eine Nachteule. Da die meisten Einsätze in den späten Abendstunden oder nachts stattfinden, kommt mir das sogar eigentlich eher entgegen.
Mein Sohn und auch mein Chef stehen voll hinter der Sache, ohne ihr Verständnis könnte ich das auch gar nicht leisten und dafür bin ich sehr dankbar.

Was wünschst du dir für deine und eure Zukunft im BRH?

Das wichtigste für mich ist, dass meine Hunde noch lange gesund an meiner Seite bleiben.
Ich wünsche mir, dass beide den Spaß an der Suche behalten und dass ich Marlin ebenso gut ausbilden kann wie Iva, sodass auch er einmal im Einsatz Menschen helfen kann.
Ich wünsche mir für mich, mein Ehrenamt noch lange im BRH ausführen und ausfüllen zu können.

Alexandra Kruppe, BRH Rettungshundestaffel Region West e.V.

 

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