Welttag Humanitäre Hilfe: „Helfer und Helferinnen setzen vielfach ihr Leben aufs Spiel“

16.08.2023

Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ betont Rolle der Sicherheit für Helfende und Begünstigte

BONN, 16.08.2023 – Die Zahl humanitärer Einsätze ist gestiegen und damit auch die Zahl toter und verletzter Helfer:innen: Im Jahr 2022 wurden weltweit 439 Helfer und Helferinnen Opfer von gewaltvollen Angriffen. 115 wurden getötet. „Humanitäre Helfer:innen setzen vielfach ihr Leben aufs Spiel, um Menschen in kriegs- und krisengeschüttelten Regionen dieser Welt zu helfen. Ihr Kampf ist ein Kampf für mehr Menschlichkeit und würdige Lebensumstände“, betont Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von „Aktion Deutschland Hilft“, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, anlässlich des Welttages Humanitäre Hilfe.

Aktuell benötigen nach UN-Angaben mehr als 339 Millionen Menschen weltweit humanitäre Hilfe, gut 100 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten und Verfolgung. „Mit dem Krieg gegen die Ukraine ist der Einsatz humanitärer Helfer:innen näher  und sichtbarer geworden. Doch die Mitarbeiter:innen unserer Bündnisorganisationen haben schon vorher an vielen Brennpunkten der Erde – von Syrien bis Afghanistan – Nothilfe geleistet. Neutral, unparteilich und unabhängig“, so Roßbach.

„Helfer und Helferinnen brauchen auf ihrer unparteilichen Mission Schutz und Sicherheit“

Während der Bedarf an humanitärer Hilfe ständig wächst, werden die Bedingungen für Helfer immer schwieriger. Es kommt zu gezielten Angriffen auf sie, das Völkerrecht wird zunehmend missachtet, der Zugang zu Menschen in Not wird ihnen verwehrt. „Humanitäre Helfer und Helferinnen brauchen auf ihrer unparteilichen Mission jedoch Schutz und Sicherheit“, so Roßbach. „Und sie benötigen Zugang zu jenen kriegs- und krisengeschüttelten Regionen, in denen die Nothilfe von Hilfsorganisationen für Millionen Frauen, Männer und Kinder überlebenswichtig ist.“

„Wir machen uns möglichst unsichtbar“

Bündnisorganisationen schützen Mitarbeitende mit unterschiedlichen Maßnahmen: „Wir setzen zunächst auf Akzeptanz unseres Tuns bei den lokalen Akteuren. Es ist die beste Vorkehrung, wenn die Menschen darauf vertrauen, dass wir keine Konfliktpartei, sondern neutral sind. Dafür rufen wir auch schon mal vor einem Hilfseinsatz bei einem Dorfältesten an und sondieren die Lage vor Ort“, erklärt Lukas Drieger, Abteilungsleiter Internationale Zusammenarbeit und zugleich Sicherheitsberater von ADRA.

Ebenso hinzu kommen alle Maßnahmen zur Risikominimierung wie Zäune und vergitterte Fenster in den Büros, schusssichere Westen und Fahrzeuge. Eine weitere Stufe sei die Abschreckung. Helfe und Helferinnen bewegen sich dann beispielsweise nur mit Polizei-Eskorten fort. „Und es gibt auch genau das Gegenteil: Wir machen uns möglichst unsichtbar. In letzterem Fall haben wir kein Logo auf den Fahrzeugen und verwenden alte, unauffällige Kleinbusse, z.B. im Jemen“, so Drieger weiter.

„Kinder nicht ungeschützt zusammentrommeln“

Der Schutz von Begünstigten steht für die Helfer und Helferinnen mit an vorderster Stelle. Bündnisorganisationen von „Aktion Deutschland Hilft“ arbeiten nach den Sphere-Standards zur Verbesserung der humanitären Nothilfe und nach dem do-no-harm-Prinzip. „Das bedeutet beispielsweise, dass wir in einem Land, in dem es Kindersoldaten gibt, nicht 100 Kinder ungeschützt zu einer Projektaktivität zusammentrommeln. Sonst würden wir die Kinder unter Umständen nicht vor Zwangsrekrutierung schützen“, erklärt Caroline Klein. Die Abteilungsleiterin für humanitäre Hilfe und Projektentwicklung der Bündnisorganisation World Vision setzt fort: „Wenn wir etwa Frauen erreichen wollen, legen wir die Verteilung nicht auf die Abendstunden. Besondere Bedarfe sowie Zugangsschwierigkeiten – wie für Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen – werden berücksichtigt. In einigen Ortschaften eruieren wir stündlich die Sicherheitssituation. Und wenn wir die Orte dann schließlich erreichen, sorgen wir dafür, dass die Gesundheitszentren ausreichende Medikamentenvorräte haben, wie in Afghanistan oder im Sudan. Durch all diese Vorkehrungen schützen wir die Betroffenen.“

Mehr über die Hilfe unserer Bündnisorganisationen erfahren Sie hier:

Infografik: Die gefährlichsten Länder für humanitäre Helfer

Interview: Helfer:innen als Zielscheibe: So schützen wir Mitarbeitende

Interview: Schutz von Begünstigten "Mancherorts prüfen wir stündlich die Sicherheitslage"

 

An die Redaktionen: Gern vermitteln wir Ansprechpartner und Ansprechpartner zum Thema, wie Larissa Rüssmann. Die Referentin für humanitäre Hilfe von World Vision ist gerade aus Zentralsomalia (Baidoa) zurückgekehrt. Die Region zählt aufgrund der Al Shabaab zu den gefährlichen Einsatzorten für Helfer und Helferinnen. Binnenvertriebene litten in Baidoa kürzlich unter einer Blockade von Hilfslieferungen. 

Kurzprofil Aktion Deutschland Hilft e.V. 

„Aktion Deutschland Hilft“ ist das 2001 gegründete Bündnis renommierter deutscher Hilfsorganisationen, die im Falle großer Katastrophen ihre Kräfte bündeln, um schnelle und effektive Hilfe zu leisten. Die mehr als 20 beteiligten Organisationen führen ihre langjährige Erfahrung in der humanitären Hilfe zusammen. Über den Zusammenschluss von „Aktion Deutschland Hilft“ koordinieren die beteiligten Organisationen ihren Einsatz, sodass vor Ort keine Überschneidungen oder Versorgungslücken entstehen – und die Menschen im Katastrophengebiet die bestmögliche Hilfe erhalten. Unter einem gemeinsamen Spendenkonto ruft das Bündnis zu solidarischem Handeln und Helfen im Katastrophenfall auf. „Aktion Deutschland Hilft“ hat sich zum verantwortungsvollen Umgang mit Spenden verpflichtet und ist unter anderem zertifiziertes Mitglied im Deutschen Spendenrat. Über Einsatz und Wirkung der Spendengelder informiert das Bündnis in den jährlichen Finanzberichten: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/wir-ueber-uns/finanzen/

Kontakt Pressestelle:

Aktion Deutschland Hilft e.V.

Tel.: 0228/ 242 92 - 222

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www.aktion-deutschland-hilft.de

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